18.08.2017 - Tochter der Sterne

Keine Angst, ich bin nicht unter die Lyriker gegangen. Der Titel des Tages bezieht sich auf den Shenandoah Nationalpark. Shenandoah heißt übersetzt soviel wie "Tochter der Sterne". Ist das nicht ein wunderbarer Name. Also uns hat der gefallen und deswegen hieß der Tag auch heute so. Er hätte auch "Friedrich" oder "Der Bär" heißen können. Aber dazu später mehr. Außerdem ist das ja mein Reisebericht und da mache ich was ich will. Lass ich mir doch von niemand dreinreden.

So sah das Wetter heute Morgen aus. Etwas trostlos, wenn ihr mich fragt. Frühstück gab es auch keines in unserem Motel. Machte die Sache nicht wirklich besser. Aber wir hatten hervorragend geschlafen und waren fit für den Tag. Insofern war eigentlich alles gut. Und als dann kurz vor dem Erreichen des Shenandoah Nationalparks sich die Wolken verzogen...

...war schon klar, auch dieser Tag würde kein schlechter werden. Am Thornton Gap über Sperryville fuhren wir in den Park ein und hatten so ca. 1/3 des Parks im Norden ausgelassen. Es würde genügend Straße übrig bleiben, so viel war sicher. Erstes Ziel heute, der Stony Man.

Man soll hier einen schlafenden Mann erkennen, also quasi der schlafende Stony Man. Mit viel Wohlwollen kann man ein Gesicht erkennen, für mich erschloss sich der schlafende Steinmann nicht. Dafür kam es zur ersten Wanderung des Urlaubes. Der Stony Man kann auf einem 2 Meilen Rundweg erwandert werden und genau das machten wir auch.

Die Aussicht von oben war nicht von ganz schlechten Eltern. Das Tal dahinter allerdings war von Häusern und Siedlungen durchzogen. Also mit Einsamkeit ist hier nichts. Trotzdem kann der Blick vom Berg hinunter wie immer beruhigend wirken v.a. wenn man aus der hektischen Großstadt hierher kommt. Und hierher kommen viele, weswegen die Straße die durch den Park von Nord nach Süd verläuft, der Skyline Drive, an Wochenenden einfach voll ist. Das sich hier die Autos Stoßstange an Stoßstange über die Berge quälen sei keine Seltenheit, verkündete unser Reiseführer. Heute war davon nichts zu sehen. Es war auf der Straße nicht viel los. An den Parkplätzen von denen die diversen Wanderungen abgehen dagegen schon etwas mehr. Aber es blieb angenehm.

Am Stony Man oben hatten wir ein wirklich schönes Plätzchen gefunden zum Ausruhen und Genießen. Leider gibt es halt Zeitgenossen die von Ruhe nicht viel halten. Sie eroberten den Aussichtsplatz und vertrieben die Ruhe mit ihrer Anwesenheit. Unsere Tochter meinte noch, es war so friedrich hier oben. Den Rest des Tages musste sie sich jetzt von meiner Frau anhören wie friedrich es doch überall war. Dabei war es doch nur ein kleiner Versprecher und als wir dann am Wegesrand des Skyline Drive noch das hier fanden...

...war Friedrich der Bär geboren. Der Kleine war echt süß. Leider bekamen wir ihn nicht besser vor die Linse. Er ließ sich auch durch die haltenden Autos gar nicht stören. Seine Mutter haben wir nicht gesehen, die war aber bestimmt nicht weit weg. Insofern vermieden wir es auch, als alte Safarikenner, die Fenster zu öffnen um noch ein besseres Bild zu erhaschen.

Im Park gibt es laut Reiseführer ca. 600 Schwarzbären und wir sahen einen davon. Damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet. Trotzdem ließen wir uns den nächsten Hike zu den Dark Hollow Falls nicht nehmen.

Das Problem des Hikes, es geht erst den Berg hinunter. Was dann dazu führt logischerweise am Ende wieder nach oben zu müssen. Der Wasserfall war nett und eine erfrischende Erfahrung dazu. Die beiden Wanderungen haben die müden Knochen vom Flug und der Besichtigung Washingtons ein wenig gelockert. Das Schwitzen war jetzt auch echt als wir wieder am Parkplatz waren und nicht nur der hohen Luftfeuchtigkeit geschuldet.

Derartige Wanderungen wie der Stony Man und die Dark Hollow Falls gibt es unzählige am Wegesrand. Insgesamt durchziehen über 500 Meilen an Wanderwegen den Shenandoah Nationalpark u.a. auch der Appalachian Trail...

dieser durchzieht auf ca. 100 Meilen auch diesen Park hier. Ob ich jetzt den kompletten Trail wirklich laufen möchte bezweifle ich stark. Zumindest hier im Shenandoah läuft man hauptsächlich im Wald, ganz in der Nähe der Straße. Von Wildnis und zurück zur Natur ist da nicht wirklich viel zu spüren. Auf der anderen Seite ist dies sicher eine besondere Erfahrung jeden Tag für Wochen oder Monate zu laufen, so weit wie einem die Füße tragen. Wer da nicht zu sich selber findet ist selber Schuld. Ob man das was man dann findet auch finden wollte, ist eine andere Frage. Aber ich gleite ins philosophische ab.

Es war mittlerweile früher Nachmittag geworden und bis zu unserem Motelzimmer in Staunton waren noch ca. 90 Meilen Fahrt zurückzulegen. Allerdings ist auf dem Skyline Drive die Höchstgeschwindigkeit auf 35 Meilen/h begrenzt. Das verlängert die Sache ein wenig. Irgendwann hat uns dann auch der Wald und die kurvige Straße nicht mehr viel gegeben. Die vielen Aussichtspunkten am Wegesrand wurden immer öfter von uns einfach rechts und links liegen gelassen, irgendwie waren nach 5 Stunden im Park die Unterschiede nicht mehr so offensichtlich. Ein weiterer Bär ließ sich auch nicht mehr dazu überreden vor unsere Linse zu springen und den Hirsch, den wir sahen, haben wir nicht erwischt. Manno....

Nicht das ihr jetzt denkt, uns wäre langweilig geworden oder der Shenandoah wäre keine Reise wert. Nein, nein. Aber irgendwann wechseln die Eindrücke halt nicht mehr so stark und auch der Jetlag gepaart mit Hunger hielt Einzug. Wir brauchten was zum Essen. Als wir unser Motel das Days Inn in Staunton erreichten war es erst 3 Uhr am Nachmittag. Eigentlich zu früh um schon Essen zu gehen und so gab es auch noch den ersten Sprung in den Pool, der hier übrigens sehr schön war. Ein ausgesprochen schöner Pool. Nur der Vollständigkeit halber, Essen gab es im Applebee´s und auch dies war ausgesprochen lecker. Den Platzanweiser und seine komischen Verhaltensweisen lasse ich jetzt einmal außen vor. Er versuchte sich auf dem Weg zum Platzanweisen als Komiker, allerdings als ein sehr schlechter. Wir beobachteten die Gäste die er immer und immer wieder mit seinen Witzen malträtierte. Mehr als müdes Lächeln war nie zu sehen. Zusätzlich zum Platzanweisen hatte er auch noch die Aufgabe die Tische zu reinigen. Dazu hatte er einen Lappen in der Hand. Einen Lappen, mehr nicht. Kein Wasser, kein Desinfektionsmittel, nichts außer einen Lappen. Den er auch noch auf seinem Weg durch das Restaurant das ein oder andere Mal herum schleuderte. Lecker....

Habe ich eigentlich erwähnt, dass das Essen ausgesprochen gut war. Der Spruch von gestern: "....aber das Essen war gut", passte auch hier. Das war es für heute. Ein, um in dieser Wortwahl zu bleiben, ausgesprochen schöner Tag, der im Shenandoah übrigens so begann...

Kaum waren wir ein paar Höhenmeter im Park nach oben geklettert hatten wir heute Morgen diesen Ausblick. Danach kann doch eigentlich nichts mehr schief gehen.

Wer noch Interesse hat, hier die Daten unserer zwei Wanderungen am heutigen Tag:

Stony Man

Hike

Stony Man Trail

Länge

2.6 km

Höhenmeter

89 m

Dauer

1 h 10 min

GPX-Daten

Download

Dark Hollow Falls

Hike

Dark Hollow Falls

Länge

2.4 km

Höhenmeter

99 m

Dauer

1 h 00 min

GPX-Daten

Download

Beim Klicken auf die einzelnen Bilder könnt ihr die GPX-Daten herunterladen. Wenn ihr die Daten dann in Google Earth einlest...na was erzähle ich euch. Ihr wisst ja selber was ihr damit tun könnt. Bleibt euch überlassen.

Ich wünsche allen eine gute Nacht. Morgen geht es dann weiter. Versprochen...